22.01.2012

Hollyford Track

Erlebnisreich - das trifft es wohl am besten. Fünf Tage war ich nun im Neuseeländischen Regenwald unterwegs und habe vom wunderschönsten Sonnenschein bis zu heftigen Regenfällen mit leider auch einer Rettungsaktion alles dabei gehabt - aber immer der Reihe nach.

Bei besten Wetterbedingungen ging es am Montagmorgen von Te Anau mit dem Kleinbus über die Wundeschöne Milford Road zum Milford Sound. Dort hieß es dann "Ready for Boarding", denn mit dem Kleinflugzeug ging es von hier aus zum wunderschönen Strand von Martin Bay. Der Flug führte uns zuerst durch den malerischen Milford Sound, die Berge waren Dank des kürzlich gefallenen Niederschlages alle schneebedeckt und so hatte man das Gefühl, durch Paradies zu gleiten, zumal ich das Glück hatte neben der jungen Pilotin am Co-Piloten-Platz Platz nehmen zu dürfen - eine ganz besondere Ehre.
Nach nur 15 Minuten gelangte dann eine schmale Schotterstraße in Martin Bay in Sicht, die anscheinend als Landestelle dienen sollte und wo man nie ein Flugzeug vermutet hatte, ratterten wenig später die Räder unserer kleinen Cessna über die Piste. Die Pilotin gab uns noch den guten Rat, dass wenn wir ein Flugzeug hören würden, wir am besten weit weg in den Graben gehen sollten, denn der erste Teil der Wanderung führte genau über diese Schotterstraße - ein Umstand, der in Österreich undenkbar wäre.
Schon am Flug lernte ich Bob und Jane kennen, einen älteres Ehepaar aus Auckland (eigentlich aus England, aber seit gut 4 Jahren leben Sie nun schon in Neuseeland) und so wanderte ich an diesem Tag mit den Beiden zur Martin Bay Hut. Dort angekommen war die Überraschung groß, als diese schon recht gefüllt war, denn eine 8-köpfige Gruppe aus Christchurch war auch soeben eingetroffen. Und mit dieser Gruppe sowie Bob und Jane bestritt ich dann fast die gesamte Wanderung. Doch bevor es losging, war noch ein wenig Gegend Erkunden rund um die wunderschöne Martin-Bay Hut angesagt, denn nur rund 20 Minuten von der Hütte entfernt, war eine felsige Bucht zu finden, in der zahlreiche New Zealand Fur Seals (also Seehunde) zu finden waren, die gerade erst vor einem Monat ihre jungen zur Welt gebracht hatten. Eine weitere Überraschung gab es auf dem Rückweg zur Hütte, als an einem Strand ein besonders hoher Stein einem Fiordland Pinguin als Showbühne diente und er sich stolz und wagemutigen Wanderern präsentierte :).

Am nächsten Morgen ging es nach der gewohnten Stärkung (ein Apfel und Porige dürfen nicht fehlen!) weiter zur nächsten Hut, anfangs entlang des Meeres und später durch wunderschönen Native Forest, also neuseeländischen Regenwald, der sich bald weiter öffnete und Blick auf den McKerrow Lake öffnete. Auf Hütte Nummer 2 gab es dann ebenso eine Überraschung - nämlich ein lustiger Kiwi-Bewohner, der hier am Strand der Hütte vor über 50 Tagen sein Zeltlager aufbereitet hatte und dort hauste und in weiterer Folge für zahlreichen Gesprächsstoff sorgte. Angeblich habe er in den 60er Jahren bei der neuseeländischen National-Rugby-Mannschaft All Blacks gespielt und ein Wanderer aus Christchurch konnte zumindest den Namen bestätigen. Gleichzeitig erzählte uns der ältere Herr davon, dass er hier im Fiordland nach einem in den 60er Jahren abgestürzten Flugzeug suche... alles sehr mysteriös und dennoch unterhaltsam.
Kräftezehrend gestaltete sich das nächste Stück entlang des Demon Trails, wo es viel Bergauf- und Bergab ging. Teilweise verwandelte sich der Wanderweg in kleine Bäche, denen man für mehrere hundertmeter im Wasser watend folgen musste, teilweise machten glitschige Steine oder große Wurzeln das Wandern zu einer Schlitter- oder Kletterpartie. Entsprechend müde erreichten wir (ich war den gesamten Tat mit Bob und Jane gewandert) am Abend die Demon Trail Hut, wo zum Tagesausklang ein Runde Kartenspiel mit der Wandergruppe aus Christchurch nicht fehlen dufte.

Tag 4 unseres Wanderlebnisses begrüßte uns stark bewölkt. Die Gruppe aus Christchurch hatte sich entschieden per Jetboat einen Teil des Tracks auszulassen, Jane, Bob und ich wanderten frohen Mutes los, um wenig später festzustellen, dass wir diesen Tag wohl im strömenden Regen zurück legen würden dürfen. Daher sputete ich mich auch und legte einen Zahn zu, da ich feststellen musste, dass weder Regenjacke noch Regenhose hielten, was sie versprachen - sprich bis in die kleine Zehe war ich durch und durch nass. Gegen 2 erreichte ich etwas außer Atem die Hütte, der Track war äußerst matschig, rutschig, aber durchaus wanderbar. Rund 45 Minuten später erreichte auch Bob die Hütte und so fehlte nur noch Jane, die rund 20-30 Minuten hinter Bob liegen musste. Doch als diese auch nach 1 Stunde noch immer nicht da war - das Wetter hatte sich weiter verschlechtert - wurden wir unruhig und Bob ging los, um sie zu suchen. Als auch er nach einer weiteren Stunde noch nicht wieder zurück war, beschlossen ein Familienvater (Philip) aus Dunedin, sein Sohn (Matthew) und ich, die beiden zu suchen und schon wenige Meter nach der Hütte kam uns Bob ganz aufgelöst entgegen, ein Fluss, den wir allesamt in Form eines ausgetrockneten Flussbettes überquert haben führe nun hüfthohes Wasser und er befürchte das Schlimmste. Er hatte Jane nicht finden können und es war zu befürchten, dass sie von den Wassermassen davon geschwemmt worden war. Ich hatte auf der Karte gelesen, dass in der Nähe eine weitere Lodge sich befinden soll und wusste, dass dort auch Ranger anzutreffen waren. Daher schlug ich vor dort nachzufragen, ob Jane eventuell dort aufgetaucht war bzw. andernfalls entschlossen wir uns eine Search and Rescue Aktion dort vorzubereiten. Bob, Philipp und Matthew gingen daher zu dieser Lodge, während ich (der Regen hatte mittlerweile aufgehört) an der Wegkreuzung wartete, ob Jane nicht vielleicht doch noch kommen würde. Dem war nicht so und so wurden die Einsatzkräfte in Bewegung gesetzt. Während Bob in der Einsatzzentrale verbleiben musste um mögliche weitere Fragen zu beantworten, begaben sich Philip, Matthew und ich erneut auf den Track, wir sollten sehen, ob wir Jane abseits des Tracks finden konnten, oder wenn eine Querung des Flusses möglich war, auf der anderen Seite des Flusses sie suchen. Nach rund 30 Minuten Suche gelangten wir also den den reißenden Fluss und in einer Dreier-Kette gelang es uns, diesen zu überqueren - das Wasser stand uns zu diesem Zeitpunkt immer noch bis zu den Knien. Wenig später entdeckten wir frische Fußabdrücke im Matsch und das bedeutete Hoffnung. War Jane umgekehrt, als sie den Fluss gesehen hatte? Wir gingen weiter, mittlerweile war auch die Suchaktion schon angelaufen und mittels Jetboaten waren anderen Hilfskräfte an weiteren Stellen des Tracks ausgesetzt worden und kamen uns quasi entgegen, sodass wir das Suchterritorium eingrenzen konnten. Nach gut 20 Minuten weiterer Suche kam uns Jane völlig aufgelöst und orientierungslos entgegen. Sie hatte die Orientierung verloren und war immer und immer wieder den selben Teil des Tracks gegangen - und nun überglücklich uns zu sehen. Nach einem kurzen Check konnten wir feststellen, dass sie keine Verletzungen davon getragen hatte und wir beschlossen, dass Philip ihren Rucksack tragen würde und Philipp und Matthew sie zur Hütte geleiten würden. Ich hatte die Aufgaben, auf schnellstem Weg zurück zur Lodge zu laufen um den anderen Suchkräften zu sagen, dass alles ok ist und wir sie gefunden haben, denn ein Funkgerät oder ähnliches hatte man uns nicht mitgeben können.
Völlig außer Atem kam ich rund 20 Minuten später in der Lodge an um Bob sagen zu können, dass seine Frau wohlauf ist und dass die anderen Einsatzkräfte und der gerade gelandete Hubschrauber wieder abrücken können. Ein ereignisreicher Tag am vorletzten Tag unserer Wanderung...

Bei guten Wetter beendeten wir Tags darauf die Wanderung - diesmal alle drei - Bob Jane und ich und ich kann nur sagen: Ein guter und interessanter Track und ich bin so froh, dass alles so ausgegangen ist, wie es ausgegangen ist!





























4 Kommentare:

  1. Wirklich toll, wieder an deinen Abenteuern teilhaben zu dürfen. Freut mich, dass es dir gut geht und auch eure Rescue-Aktion gut ausgeganen ist. Wie von dir gewohnt coole Fotos! Genieße die restlichen Tage, wir sehen uns bei der 50er Feier ;)
    Take care, Grüße aus deiner Heimat!

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  2. Neid .... :)
    Viel Spass noch!!

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  3. Ilse Böhm02.02.12, 03:18

    Wünsche Dir noch viele Abenteuer und dass alle so gut ausgehen, wie dieses! Wunderbare Fotos und Geschichten hast Du gepostet. LG Ilse

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  4. Wow, wie gut dass alles glimpflich ausgegangen ist! Und große Wehmut begleitet mich nun, war ich doch genau vor zwei Jahren dort alleine unterwegs und hatte das schönste Wetter, wie wundervollste Einsamkeit und ja, die auch die stinkenden Seals ;o) Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Spaß und gutes Wetter! Und falls du meinen Wanderstock (weißt du noch, von den Mavora Lakes) antreffen solltest, bitte fotografiere ihn ;o) er müsste mittlerweile durch viele Hände gegangen sein...

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