Im wunderschönen French Pass

Vier Tage liegen mittlerweile schon im wunderschönen French Pass, mitten im Marlborough Sound im Norden der Südinsel hinter mir. Das Wetter ist zwar wechselhaft, die Natur, die Landschaft und einfach alles ist jedoch Traumhaft. Ich wohne hier bei Danny und Lyn Button, wo ich erstmals im Zuge meines Neuseelandsaufenthaltes WWOOFe. Ich wurde hier wirklich so nett aufgenommen, wohne in einem Camper im Garten der Buttons. Empfangen wurde ich mit frischer Fischsuppe und frischen Muscheln. Am Tag heißt es 6 Stunden arbeite, dafür gibt's kostenlose Unterkunft und beste Verpflegung. Lyn ist sehr darauf bedacht, Naturprodukte zu nutzen und so gibt's jeden Tag einen tollen Salat aus dem Garten, den ich teilweise schon von Unkraut und auch schon zweimal von den Whikas (das sind Enten-Ähnliche Vögel, die hier überall rumspazieren und besonders gerne den leckeren Salat von Lyn stehlen) befreien.

Doch auch dieses wunderschöne Fleckchen Erde ist unter Umständen gar nicht mehr so lange so naturbelassen wie es derzeit scheint.Thema Nummer eins bei Tisch ist derzeit die australische Ölfirma AVC, die hier vor French Pass nach Öl bohren möchte. Danny ist einer der schärferen Gegner des Projektes, gemeinsam mit Rob (einem Farmer von nebenan - das bedeutet hier 3 Buchten weiter), war er heute bei Gericht Einspruch einlegen, doch die Karten scheinen schlecht. Die Regierung scheint dem Projekt offen gegenüber zu stehen. Erschreckend, wenn man sich vor Augen führt dass Neuseeland seine Güter so verkauft, denn vom gefunden Öl bzw. den Erträgen fließen nur 25 Prozent an Neuseeland. 75 Prozent gehen an Australische Shareholder oder nach Hong Kong, Singapur… Man sieht also leider auch hier: Geld regiert die Welt. Dieses Sprichwort macht also auch vor Neuseeland nicht halt. Es wird sicherlich noch spannend in den nächsten Tagen rund um dieses Thema.

Heute habe ich eines der Apartments hier grob verkittet, gestern schon abgeschliffen bzw. den alten Lack entfernt. Morgen ist dann Pinseln angesagt, denn das Apartment soll einen neuen Anstrich bekommen - das ist auch dringend notwendig. Neben dem In-Ordnung-Halten des Anwesens und helfen im Haushalt gibt es immer wieder die Möglichkeit, mit Danny mit auf die Umliegenden Inseln mit dem Boot zu fahren und Einheimische oder Besucher von oder zum French Pass zu fahren, von wo aus man Anschluss an weitere Landwege hat.

Mit im Haus der Boultons wohnt momentan auch noch die 72-Jährige Mutter von Danny - Iris. Sie ist eine wirklich herzzerreißende alte Lady, der es aber gar nicht gut geht. Deswegen ist sie auch seit gut einer Woche aus Nelsen hierher gekommen und Lyn und Danny kümmern sich sehr um sie. Irgendwie will es aber nicht besser werden. Sie isst fast nichts und ihre Beine scheinen andauernd einzuschlafen… Ob das wohl vom vielen Rauchen kommt. Geistig ist sie aber total fit und erzählt immer nette Geschichten. Allerdings hat sie leichte Probleme mit meinem Deutsch-Englischen Akzent und so muss ich meist die Dinge zwei oder dreimal erklären ;). Macht nichts.

Vorgestern Sonntag waren Danny und Lyn bei ihren Freunden Rob und Aneke eingeladen, die wie erwähnt 3 Buchten weiter wohnen. Und welch Überraschung - auch ich war mit von der Party. Über abenteuerlichste Wege (für den Pickup von Danny kein Problem, mein Auto hätte nach der zweiten Kurve aufgegegen) ging es 45 quer durch den Marloborough Sound und nach der Ankunft wurde erstmal am Hauseigenen Strand eine Flasche Rotwein geköpft und über die Ölplattform diskutiert. Rob und Aneke sind vor gut 30 Jahren aus Holland nach Neuseeland gekommen. Rob hat mich zudem gleich eingeladen, dass ich nach meiner Tour mit Anja bei ihm Wwoofen könnte… na mal sehen. Sein Anwesen ist riesig, aber für ich von der Außenwelt völlig abgeschnitten, denn über sein Privatstraße schaffts wie gesagt mein PKW nicht. Ich werd mich wohl einfach mal mit ihm Ende November in Verbindung setzen.

Auf dem Weg hierher hab ich übrigens bei einem kleinen Wasserfall Nahe Kaikura ein tolles Erlebnis gehabt. Nach meinem 10 Minuten Spaziergang zu diesem fand ich im kleinen See vor dem Wasserfall rund 10 herumtollende Seehunde. Ein toller Anblick, rund 3 Meter entfernt dieser Tiere zu stehen und ihnen beim Herumtollen im Wasser zuzusehen. Vielleicht klappts ja das Video davon online zu stellen.

Übrigens habe ich auf dem Weg zum French Pass die Nacht zuvor erstmals in meinem Luxus-Camper geschlafen… Nicht schlecht das Teil, allerdings doch ein bisschen kalt. Daher begrenz ich mich nächstes Mal nicht nur auf die Daunendecke sondern nehm den Schlafsack, den ich mir in Christchurch noch besorgt habe gleich mal in "Betrieb". Ein paar Kleinigkeiten muss ich noch am Auto herumbasteln, aber dann dürfte es eine ganz gemütliche Sache werden. Leider waren die Voreigentümer sehr genau beim Einpacken ihrer Sachen, und so ist momentan nicht mal ein Kochtopf, eine Gabel oder ein Schälchen im Gepäck. Tja, auch das werd ich wohl noch investieren müssen. Und eine Stromversorgung wäre auch noch toll, war aber schon geschockt, als ich gesehen habe was ein Stromkabel für Camper kostet - 125 Euro! Das ist mir wohl doch etwas zu viel… Aber wie gesagt, es wird auf alle Fälle noch wohnlich in meinem fahrenden Wohnzimmer, denn das ist meine Karre allemal.

Für heute aber genug des langen Textes, noch ein paar Bilder bzw. Eindrücke meiner bisherigen Reise!

Viele liebe Grüße,
Jacob

P.S.: Hier gibt's fast kein Handy und Internetempfang, aber das ist auch mal ganz angenehm ;)


Toller Blick auf die Neuseeländischen Alpen von unterwegs



Der wunderschöne French Pass


So sehen Wekahs (weiß nicht wie man sie schreibt) aus!



Aussicht aus unserem Wohnzimmer hier - Mond über French Pass


Crazy Driver in Neuseeland ;)